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Als Patron der Kinder entstanden viele Bräuche, von
den viele heute noch lebendig geblieben sind und gepflegt werden. Bereits
während des Mittelalters wurden in vielen Teilen Europas am 6. Dezember
ein Kinderbischof gewählt, der dann feierlich in bischöflichem
Ornat zu Pferde durch die Stadt zog. Die Wahl eines Jungen zum Bischof sollte
daran erinnern, dass Gott die Mächtigen von ihrem Thron abgesetzt
und die Geringeren erhoben hat.
Aus dem Brauch entwickelte sich vor allem ein Kinderfest. Auswüchse
führten zu Verboten, später wurde er wieder erlaubt. Luther übernahm
aber auf Grund der Auswüchse den Heiligen nicht in seine reformierte
Kirche. Folglich wurde im 16. Jahrhundert durch die Reformatoren versucht,
Sankt Nikolaus durch das Christkind, einer erwachsene Engelsfigur, als Gabenbringer
zu ersetzen. Dahinter verbarg sich nicht wie in der katholischen Glaubensvorstellung
das Jesukind in der Krippe, sondern eine eher weibliche Gestalt, die der
neue weihnachtliche Gabensbringer wurde. Sogenannte Christkindelsmärkte,
wie sie aus dem 17. Jahrhundert in vielen protestantischen Städten belegt
sind, sollten die Ideen Luthers populärer machen und den Heiligen Nikolaus
verdrängen.
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Vor etwa 100 Jahren
schuf der Maler Moritz von Schwind mit einer Zeichnung das Vorbild für
den Weihnachtsmann. Er zeigt ihn als Gestalt mit pelzverbrämten roten
Kapuzenmantel mit wallendem weißen Gottvaterbart. Erst im vorigen
Jahrhundert kam über den Umweg Amerika (Santa Claus) der „Weihnachtsmann“
nach Europa. Er entstand bei uns als eine Mischung von Knecht Ruprecht,
Nikolaus und dem heiligen Christ. Den „Weihnachtsmann“ gibt es aber volkskundlich
nicht. Er ist die Erfindung moderner Geschäftemacher. Seit 1931 machte
Coca-Cola in den USA mit ihm in den Farben Rot-Weiß Firmenwerbung.
Bei uns in Süddeutschland hat sich diese Figur aber nie durchsetzen
können. Hier bringt nach wie vor nicht der Weihnachtsmann, sondern
das Christkind die Geschenke zum Fest.
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Die Kirche nützte die Adventzeit
zur Unterrichtung der Schüler, wobei Nikolaus die Kinder besonders
in Glaubensfragen examinierte und sie ihren Kenntnissen entsprechend entweder
belohnte oder bestrafte.
Als Gabenbringer ist
der Heilige spätestens seit 1555 belegt. Als man die weihnachtliche
Bescherung noch nicht kannte, war der Tag des Heiligen Nikolaus der Tag,
an dem die Kinder Geschenke erhielten. Damit verdrängte Nikolaus den
Heiligen Martin, der als erster volkstümlicher Heiliger Europas den
Kindern Geschenke brachte. Doch mit der Ausbreitung des Nikolauskultes wurden
zunächst hauptsächlich die Jungen bedacht. Die Mädchen erhielten
am Tag der heiligen Luzia Geschenke. |
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Der an den Festtag des
Heiligen sich knüpfende öffentliche und häusliche Volksbrauch,
der Umzug des Heiligen Nikolaus, seine Einkehr und seine Gabenspende, wuchs
infolge der vielfältig sich gestaltenden, landschaftlich mitunter sehr
verschiedene Einzelzüge zu einer sinnverwirrende Fülle der Erscheinungen
aus. Bei diesem Brauch erscheint der Heilige nicht als streng kirchlicher
Amts- und Würdenträger, sondern als Träger eines bestimmten
Amtes gegenüber der Kinderwelt, je nach Bedarf als deren Begaber oder
Zuchtmeister. Bei seiner Verlebendigung trägt er volkstümliche,
landschaftlich verschiedene Bezeichnungen, meist Kurzformen seines Namens
ohne oder mit sanctus in mundartlicher, durchwegs mit dem Namen zusammengewachsener
Prägung. (Bsp.: Zinterklos (nördliches Rheinland), Heilije Mann
(Kölner Bereich), Pelznickel (rechtsrheinisch, Bergisches Land, evang.),
Belsnickel (Rheinpfalsz), Boozenickel (südliches Hunsrück), Satniklos
(Schwaben), Nikolò (Oberbayern)).
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Hauptgegenstand des Volksbrauchs
bildet die Einkehr des Heiligen, der entweder in eigener Person und meistens
mit Begleitung am Vorabend seines Festes oder in der Nacht. Schon geraume
Zeit vorher beginnen die Kinder abends noch eigens zum Heiligen Nikolaus
zu beten und die Zahl der Gebete in ein meist vierkantiges Hölzchen oder
Stäbchen einzukerben, um dieses dem Heiligen als Beweis ihres frommen
Fleißes vorzuzeigen bzw. das Kind legt es neben seinen Teller.
Der Heilige zeigt sich
entweder in vollem bischöflichen Ornat oder als ein in einen weißen
Mantel oder in ein weißes Laken vermummter Mann mit einem langen weißen
Bart und mit einem breitkrämpigen Hut auf dem Kopf. In einem solchen
Aufzug stellt er meist immer einen gütigen oder guten „Klos“ dar. Oder
er tritt in einem Pelz gehüllt mit Sack und Rute ausgerüstet und
mit Ketten rasselnd oder in eine Tierhaut oder in Erbsenstroh gehüllt
den bösen Klaus, als Zuchtmeister der Kinder dar.
Es gibt aber auch noch zahlreiche Bräuche in der Weihnachtszeit, die
nicht direkt etwas mit dem Hl. Nikolaus zu tun haben.
Hier gibt es weitere Informationen zu allgemeinen Weihnachtsbräuchen
(
allgemeine Weihnachtsbräuche ).
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